Montag, 5. Juni 2023

Camino Francés – Etappe 29 Portomarin - Palas de Rei, 27km


Wenn man eine Pilgerreise macht, sollte man unbedingt darauf achten, WO man sich für die Nacht einquartiert. Im schlechtesten Fall, liegt man lazarettmässig in einem riesigen Saal mit 130 Betten (in Worten: einhundertdreissig!), die lediglich der Optik  oder der Orientierung wegen mit vier großen, dünnen Vorhängen so halbwegs unterteilt sind. Wie sich das anfühlt, welche Bilder man da mitnimmt - die Geräusche lassen wir mal ganz außen vor, darf sich jeder selbst vorstellen. Ich bin mir sicher, das wird schon ziemlich gut hinkommen.


Um 6:15 Uhr verlasse ich nach einem Automatenkaffee und einem guten Gespräch mit einer deutschen Pilgerin die Herberge. Es ist noch halbdunkel, neblig und angenehm kühl.


Noch vier Tagesmärsche sind bis Santiago de Compostela zu bewältigen.

 

Nach dem Start in Portomarin das erste Örtchen Gonzar mit der kleinen Kirche Santa Maria.

 

Hinter Gonzar, bei sich durch den Nebel kämpfende Sonne, ein nettes Frühstück: Zumo de naranja, Café con leche und tostada mit mantequilla und mermelada. 


Nach weiteren acht Kilometern folgt Ligonde. Die Geschichte des Ortes lässt sich bis ins zehnte Jahrhundert zurückverfolgen. Hier gibt es neben dem Pilgerfriedhof noch einen auf 1670 datierten Kreuzstock, der zu den bekanntesten „Cruceiros“ am Camino Frances gilt.

 

Ich kehre in einer kleinen Bar ein und genieße einen zweiten zumo de naranja. Ich treffe auf Dina, die ihr Frühstück genießt.


Nach weiteren 10km kehre ich in einer hübschen, kleinen Bar auf die Sonnentetrasse auf einen Bocadillo y Cerveza (una cana) ein. Viele andere Pilger ziehen vorüber und ab nun ist es vorbei mit dem entspannten Gehen und der Ruhe.


Auf dem Weg die ersten Eukalyptusbäume. Zuerst sehe ich sie gar nicht. Dann plötzlich „Sauna“ im Kopf und in der Nase - Wahnsinn, welch ein Aroma :) 


Eine halbe Stunde vor Palas de Rei eine Bar mit Eiswerbung. Bei diesem Wetter perfekt. Nach einem fruchtigen Milcheis geht’s auf die letzten 3km.


Palas de Rei, zu Deutsch „Königspalast“ bildet das Ziel dieser Etappe. Trotz dieses prachtvollen Namens gibt es keine eindeutigen Belege, dass der Ort tatsächlich Königssitz oder auch Bischofssitz gewesen ist. Fakt ist jedoch, dass die Kirche San Tirso kunsthistorischen Wert hat und auch die in dem benachbarten Vilar de Donas gelegene Salvadorkirche mit den Freksen geschmückte romanische Kirche einen Besuch wert ist.


Ich hole mir meinen Pilgerstempel ab, schreibe mich in das Pilgerbuch ein und zünde eine Kerze an. Ein wenig melancholisch verlasse ich die Kirche. Auf dem Rückweg treffe ich auf Lizelle und freue mich über ihre offensichtliche Freude, mich wiederzusehen. Andy und Carlos melden sich und fragen wie es mir geht... schon irre dieser Weg! Du bekommst was du brauchst, genau im richtigen Moment.


Ich telefoniere und schreibe mit zu Hause, habe Kontakt zu lieben Menschen und fühle mich unglaublich gesegnet.




























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