Die Ruhetage in Santiago waren prima. Um die Kathedrale herum so viele Pilger, die mich die letzten Wochen immer mal wieder irgendwo begleitet haben. Soo viel Input, dass ich lange brauchen werde, alles zu verarbeiten:
- Die Begegnungen, die Menschen und deren Geschichten
- Die Etappen, alle 32 Stück mit Höhen und Tiefen, mit Schmerzen und Zweifeln und dann doch wieder mit großer Freude und tiefer Dankbarkeit
- Die Tatsache, dass der komplette Inhalt meines Rucksacks sich verändert hat (im wirklichen und im übertragenen Sinne). Genau das, was die Hospitalera in Saint-Jean-Pied-de-Port vorausgesagt hatte.
- Auch Hape hat recht: der Camino nimmt dir alle Kraft, und gibt sie dir dreifach wieder zurück.
Santiago ist laut, dem Tourismus zum Opfer gefallen. Ein Souvenirladen neben dem nächsten. Im Winter angeblich eine Geisterstadt, da die Einheimischen die Innenstadt verlassen und sie den Pilgern und Touris überlassen haben, die in dieser Zeit ausbleiben.
Santiago ist toll, keine Frage und ich bin dankbar, dass ich das ALLES in „real life“ miterleben durfte. Da mich aber schon ein Samstagmittag in Lüneburgs Innenstadt „nervt“, habe ich mich mit den frühen Morgenstunden und den späten Abendstunden in der Innenstadt „arrangiert“.
Früh geht’s nach einem kleinen Frühstück in der Herberge los, raus aus der lauten, großen Stadt. Gestern habe ich viele aus meiner „Camino-Familie“ verabschiedet. Niemanden werde ich jemals wiedersehen, alle sind mir ans Herz gewachsen, mehr oder weniger. Und es fühlt sich richtig gut an, dass unsere Wege weitergehen. Die Tränen haben wir alle auf dem Weg gelassen.
Ein letztes Mal mache ich mich um 7:00 Uhr morgens auf den Weg durch Santiago, Richtung Kathedrale. Die wenigen Menschen auf den Straßen sind entweder Spätheimkehrer, sich auf den Weg zur Arbeit machende Leute, oder Pilger, die heute, so wie ich, ihren Weg Richtung Finisterre fortsetzen. Der Platz vor der Kathedrale ist ungewohnt, aber angenehm leer. Seit vier Tagen ist es mal wieder trocken. Auf geht’s, tschüss Santiago.
Kaum raus aus der Stadt, geht es über einen kleinen Bach, durch einen tollen duftenden Eukalyptuswald.
Die Sonne im Rücken, keine Menschen, nur das Zwitschern der Vögel und das Plätschern des Baches.
Die Strecke ist anspruchsvoll, Berg hoch, Berg runter, Asphalt, Wald, aber immer die Sonne im Gepäck. Dann nochmal ordentlich hoch, 10 % Steigung auf 2 km, diese Höhenmeter habe ich überhaupt nicht vermisst. Immerhin tolle Wälder mit hohen Eukalyptusbäumen. Große Farne und Moos am Wegesrand. Dann wieder Schotter und Asphalt.
Meine Albergue schließlich wie bei Pipi Langstrumpf. Kein WIFI. Ponys, Strauße, Pferde, Hunde, Katzen, Hängebauchschweine, Pfauen, Hühner,…
Welch eine Entschleunigung zum Regen Treiben in Santiago.



















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