Um 5:30 Uhr gehen die ersten Wecker in unserem 8-Bettzimmer. Um 6:00 Uhr ist das Licht an und die Hälfte meiner Mitbewohner sind schon ausgeflogen. Ich starte um 6:30 Uhr. Es ist frisch, schon recht hell nur das Rauschen des Baches und das Zwitschern der Vögel ist da und der große Berg, der vor mir liegt.
Locker, leicht und beschwingt starte ich auf den Weg. Nach 400 m an der Wasserquelle, wo ich meine Flaschen auffüllen möchte, merke ich, ich bin
tatsächlich ohne meinen Rucksack los gelaufen :O . Ständig vergesse ich irgendwelche Dinge. Wo ist eigentlich Andrew?! 15 Minuten später nach dem erfolgreichen Auffüllen meiner Wasserflaschen fühlt es sich schon etwas anders an als locker und leicht…
Auch wenn man noch so schöne Fotos vom Weg macht, kann man ihn nicht einmal annähernd einfangen. Das Zwitschern der Vögel, das Läuten der Glocken, die um den Hals der Kühe hängen, während sie im taufrischen, feuchten Gras liegen und fressen; das unglaubliche Aroma der riesigen Ginsterbüsche, die überhängenden Sträucher der wilden Rosen, die Blüten der Fliederbeer- und anderern Sträucher und das Plätschern des vorbeifließen Baches sind nicht annähernd einzufangen und zu transportieren.
Der Aufstieg auf der asphaltierten Straße ist nervig. Um 7:00 Uhr bin ich schon komplett durchgeschwitzt .
Der Weg führt weg von der Straße, einen schmalen Pfad direkt den Berg hinauf. So dankbar, wie ich gestern war, dass Andrew mich die schreckliche Etappe an der Straße entlang „gezogen“ hat, so dankbar bin ich jetzt, dass ich diese Etappe alleine gehen darf und so viel mehr Fotos machen und mich treiben lassen kann, wie ich möchte.
In La Faba kehre ich nach etwa der Hälfte der Höhenmetern ein zum Frühstück: ein warmes Croissant mit Butter und Marmelade, Zumo de naranja & Café con leche. Ich treffe aus George aus dem Münsterland (Grüße gehen raus, falls du das liest, lieber George), der sein „Spezial-Frühstück“ genießt. Gestärkt auf den Einstieg in die letzten Höhenmeter dieser Etappe geht’s weiter.
Über Laguna de Castilla erreicht man O Cebreiro. Das kleine Dorf besteht seit 836 als Pilgerstation und wurde durch ein Hostienwunder im Jahr 1300 berühmt, als ein an Gott zweifelnder Mönch in seinem Hohn über die gläubigen Bauern Brot und Wein tatsächlich zu Fleisch und Blut Christi verwandelte.
Als älteste Kirche am Jakobsweg gilt die Pilgerkirche Santa Maria, die zusammen mit dem Kloster gebaut wurde. Aufgrund vieler schwerer Stürme wurde sie sehr tief in den Felsen gebaut.
Dass der Jakobsweg ein kulinarischer Wanderweg ist, zeigt sich auch hier: mit dem Queso Cebreiro wird ein traditioneller Frischkäse hergestellt, der, zusammen mit Honig, als Delikatesse „Queso con Miel“ bekannt ist. Ich treffe bewusst zum ersten Mal auf die Tarta de Santiago.
Mit O Cebreiro endet der Weg durch Kastillien und der Weg führt weiter durch die autonome Region Galicien: die Landschaft ist grün, weil es hier oft regnet.
Wenige Kilometer westlich von O Cebreiro liegt Liñares, dessen Ortsname sich auf die königlich zugestandenen Flachs-Pflanzungen bezieht. Typisch für diese Gegend ist die aus Feldsteinen gebaute einschiffige Kirche San Esteban, die einen kurzen Besuch wert ist.
Auf dem Weg nach Hospital da Condesa passiert man neben einer kleinen Kapelle auf der Sankt-Rochus-Höhe Alto de San Roque eine alte Skulptur, die einen Pilger zeigt, der sich gegen den Sturm stemmt. Kurzes Fotoshooting.
In Hospital da Condesa findet man mit der Kirche San Xoán einen weiteren Feldsteinbau.
Weiter geht es nach Padornelo. Wo heute der Friedhof liegt, stand früher die Kirche Santa Magdalena, daneben gab es im Mittelalter ein Pilgerhospiz. Padornelo verfügte im Mittelalter über ein Pilgerhospiz neben der nicht mehr existierenden Kirche Santa Magdalena. An ihrem Standort wurde der jetzige Friedhof angelegt.
Auf 1337 Metern Höhe liegt der Pass Alto do Poio. Hier hielten die Johanniter neben der Kirche Santa Maria eine Komturei – heute gibt es noch eine Marien-Kapelle und ein bei Pilgern sehr beliebtes Restaurant, das ebenso als Herberge genutzt wird.
O Poio erreiche ich um 12:15 Uhr. Nach einem Wahnsinnsaufstieg kommt die Bar am Ortseingang wie gerufen. Ein Radler und eine halbe Tafel Schokolade weiter, geht’s nach einer halben Stunde weiter. Die ersten „geführten Pferdepilger“… naja… nicht unbedingt schneller, hinterlassen ordentlich Mist und riechen dazu noch. Pferdeäppel-Hopping.
Fonfría (zu Deutsch „Kaltenquell“) ist der nächste Ort auf dem Camino Frances der weiter nach Biduedo führt. Auch hier gibt es mit der Emrita de San Pedro eine kleine Kapelle aus Feldstein und typischem Schieferdach.
Über die kleinen Orte As Pasantes und Ramil führt der Weg nach Triacastela. Leider sind von den drei Burgen auf die sich der Ortsname bezieht, keine Reste mehr erhalten. In alten Pilgerberichten heißt es, die Wanderer sollen den Bau der Kathedrale von Santiago de Compostela einen Stein aus dem nahegelegenen Kalksteinbruch bis zu den Brennöfen in Castañeda tragen.
Unterwegs treffe ich auf Dina samt Freundin mit Hund. Es beginnt zu regnen. Willkommen in Galicien.




































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