Dienstag, 16. Mai 2023

Camino Francés – Etappe 9 Nájera - Santo Domingo de la Calzada, 23 km


Camino Francés – Etappe 9

Nájera - Santo Domingo de la Calzada, 23 km


 

Was für eine Nacht. Etappendämmerei. Irgendwo klingelte der Wecker und ich so: auf geht’s, leise angezogen, Handy gesucht (ein Etagenbett weiter getastet zum Steckdosenturm), halb zwei - whaaaat?! - wieder ins Bett, alles klamm. Wäsche wird nicht trocken. Dieser Geruch langsam unerträglich: Fuß, Fussballkabine und Räucherstäbchen zusammen. Halbstündlich rennt irgendjemand zur Toilette. Ich habe das Gefühl ich sehe aus wie Derrick.

Dann um 6:00 Uhr endlich der finale Startschuss zum auschecken. Kurzes, knappes Frühstück auf einer Parkbank und los.


Schon bald, nachdem man Nájera hinter sich gelassen hat, erreicht man das nur knapp 300 Einwohner zählende Straßendorf Azofra. Es liegt auf einem Hügel inmitten von Weinfeldern des Canãs-Tales. Neben der Pfarrkirche Nuestra Señora de los Ángeles gab es früher die zu einem Pilgerfriedhof gehörende Kirche San Pedro, die samt Friedhof und Pilgerhospiz von Isabella I. (von Kastilien) gestiftet wurde. Vorläufer dieses Komplexes bildete ein 1168 gegründetes Pilgerhospiz. Zweites Frühstück und…

 

…weiter geht es in Richtung des winzigen Dorfes Cirueña, das nicht viel mehr als hundert Einwohner zählt. Im Nachbardorf Ciriñuela, welches auf der anderen Seite des Golfplatzes „Rioja Alta“ liegt, lohnt ein Besuch der Kirche San Millán, die im 15. Jahrhundert erbaut wurde. Ich ziehe weiter. 

 

Die Etappe findet ihren Abschluss in Santo Domingo de la Calzada, von weit her zu sehen mit dem 70 Meter hohen Glockenturms der gotischen Kathedrale. Der Turm, der baulich fast zehn Meter von der Kathedrale entfernt steht, wird als schönster Barockturm der Rioja bezeichnet.


Gegönnt heute ein Zweibettzimmer mit Handtüchern, Laken und eigenem Badezimmer. Die Dusche warm und läuft solange man will  - die meisten gehen nach kurzer Zeit wieder aus und man ist statt mit Duschen dann damit beschäftigt die Dusche am laufen zu halten.


Die gestrige Albergue für schlappe 9€ hat ihre Spuren in den Klamotten hinterlassen, also fix alle sieben Sachen zusammengerauft und zur nächsten Lavandería. Lavadora und Secadora für 6€. 

 

Ich kaufe ein Peregrino-Ticket für die Kirchen und einen Sicherheits-Credencial (mein erster die nächsten Tage voll sein).


Aus persönlichen Gründen muss Gustavo morgen den Jakobsweg verlassen. Sein letzter Abend. Wir sind sehr traurig. Seit Tag 2 sind sie Teil meiner Camino-Familie, es fühlt sich an, als kennen wir uns schon ewig. 


„Loslassen und Hilfe annehmen“













































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