Montag, 15. Mai 2023

Camino Francés – Etappe 7 Los Arcos – Logroño, 28 km

 


Als Erste verlasse ich unser 7-Bett-Zimmer. Peter aus Australien hat gefühlt sämtliche Bäume aus ganz Navarra zersägt.


Um 7:15 Uhr schließe ich hinter mir die Tür. Bei den Herbergen ist es so, wenn man raus ist, ist man raus. Blöd, wenn dann die Stöcker noch in der Herberge stehen! Glücklicherweise haben wir Hamburg-Starter für alle Fälle Telefonnummern ausgetauscht! Rolle habe ich schon über den Flur huschen sehen und er ist auch in den Startlöchern. Er geht ans Telefon und lässt mich rein. Puh!


Im Regen starte ich auf die 28 km lange Etappe von der Region Navarra in die bekannte Weinbauregion Rioja.

 

Noch in Navarra führt der Jakobsweg den Pilger meist über Schotterpisten und Landstraßen durch den Ort Sansol, wo es ein großes Cerveza gibt, ins Dörfchen Torres del Río, wo die schöne Heiliggrabkirche (Iglesia del Santo Sepulcro) mit ihrer maurisch beeinflussten Kuppel steht. Weiter geht es auf Schotterpisten, Pfaden, Beton, stetig bergauf und bergab.

 

Viana ist eine bedeutende kleine Stadt mit einer historisch wertvollen Altstadt. Hier sollte man unbedingt die örtliche Cuajada probieren, ein joghurtähnliches Dessert aus Schafsmilch. Ich habe mich für einen Trekkingladen und einen Neopren-Wasserflaschenhalter inkl. Karabiner für schlappe 5€ entschieden. 

 

Auf dem Weg in die größere Stadt Logroño betritt man die Rioja, und wie zu erwarten ist Logroño vom Weinbau geprägt. Die Stadt wuchs mit der Pilgerbrücke Puente de Piedra (Steinerne Brücke) zu einem wichtigen Zentrum des Pilgerwegs, und hier finden sich entsprechend viele Herbergen. Aufgrund der vielen Baudenkmäler wurde die Stadt unter besonderen architektonischen Schutz gestellt.

 

In der Herberge „winderful“ treffe ich auf Nora aus Australien, mit der ich schon in Puente de la Reina in einem Zimmer war und die mir immer wieder über den Weg läuft. Nora hat Knieprobleme und sitzt weinend in der Herberge, aus Angst abbrechen zu müssen. Ich versorge sie mit Arnika, Voltaren und Eis und schenke ihr meinen Black Ball. Nora ist happy und kommt aus dem Heulen nicht mehr raus. Immer wieder nimmt sie mich in den Arm und so habe ich meinen Camino-Muttertags-Moment und ein „God bless you“ bekommen. 


Abends habe ich es tatsächlich in die Pilgermesse geschafft! Wahnsinn! Was für ein Prunk und welche fühlbare Magie dort herrscht. Mit dem Pilgersegen für den weiteren Camino geht es selig nach einem Glas Rioja in das gemütliche Bett mit Decke und Laken. Wie dekadent, selbst weiche, große weiße Handtücher liegen in unseren Betten. So kann man es sich gutgehen lassen!


„Be selfish“




























































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