Gut ausgeschlafen in einem 6-Bett-Frauenzimmer, nur zur Hälfte belegt, geht es heute spät um 7:15 Uhr, dafür aber gut gefrühstückt, auf dem Camino. Dina versorgt ihre irre vielen Blasen; die Brasilianerin, die heute Nacht erst nach Mitternacht zurückgekommen ist, packt ihre Sachen für die 3,5 stündige Autobus-Tour nach Santiago. Ich ziehe los.
Der Nebel hängt tief in den Bergen. Es verspricht aber, ein guter Tag mit ganz viel Sonne zu werden. Achilles nimmt mir die gestrige Tour übel & bei jedem Schritt lässt er es mich spüren. Ich nutze die Gelegenheit und schicke „Agathe“ (ein freundlicher, aber doch harter Name - perfekt für meinen Rucksack) mit dem Rucksacktransport nach Villafranca del Bierzo.
Keine halbe Stunde nach dem Start in Ponferrada erreicht man den kleinen Ort Columbrianos. Ob der Ortstname nun mit den vielen Tauben in der Gegend zusammenhängt (auf Spanisch heißt Taube „columba“) oder mit der Wiederbesiedlung von Portugiesen aus Coimbra zu tun hat ist strittig, wird aber schliesslich auf die häufig am Jakobsweg vertretenen „Padres Columbinos“ zurückgeführt.
Unstrittig ist jedenfalls, dass Columbrianos ist eine der ältesten Ansiedlungen der Gegend ist (sogar älter als Ponferrada). Zu den sehenswerten Dingen gehören die Iglesia de San Esteban aus dem späten 18. Jahrhundert und die Capilla San Blas, zwei Herrenhäuser, Casa Tormaleo und Casa Regalao.
Es dauert immer ein paar Kilometer, bis man Tempo und Automatismus wiederhergestellt ist und sich alles eingeruckelt hat. Raus aus der Stadt zwischen den Feldern beginnt eine monotone, meditative Fortbewegung. Alles funktioniert automatisch, die Gedanken können kommen und gehen. Das ist das beste, was einem am frühen Morgen passieren kann.
Camponaraya heißt der nächste Ort am Jakobsweg.
Unterwegs endlich mal eine geöffnete Kirche. 80% aller Kirchen auf dem Weg sind geschlossen. Der Stempel neben dem Eingangsbereich der Kirche ist der letzte in meinem Pilgerpass. Für drei Euro nehme ich einen neuen mit und bleibe für eine Weile in der warmen Kirche sitzen.
Bevor es durch die vielen Weinberge wieder hoch- und runtergeht, schnell noch am Geldautomaten Geld abgehoben. Mitten in den Weinbergen völlig unspektakulär der 198,5 km -Stein - zaubert allen Vorbeikommenden ein Lächeln ins Gesicht.
Es geht weiter nach Cacabelos wo in den Terrassen des Río Cúa einige archäologische Funde gemacht wurden, die aus der Bronze- und Eisenzeit stammen. Aber auch sonst ist die Stadt historisch bedeutsam, wird sogar von Ptolemäus und im Itinerarium Antonini erwähnt. Einst kontrollierten von hier aus die Römer die Ausbeutung der zahlreichen Goldvorkommen. Im örtlichen archäologischen Museum können auch keltische und römische Ausstellungsstücke bestaunt werden. Ich hole mir lediglich den Pilgerstempel ab.
Irgendwo am Ortsausgang verpasse ich den „offiziellen“ Weg und weiche unwissend auf eine alternative, schönere, dafür aber längere Streckenführung hoch durch die Weinberge aus. …am Ende des Tages möchte man ja schließlich kaputt sein ;)
In Villafranca del Bierzo schließt die Etappe um 12:45 Uhr bei einem Pilgermenü (endlich mal wieder etwas Warmes :) ) ab. Der Ort liegt am Fuß der Sierra de Ancares am Zusammenfluss der Flüsse Rio Burbia und Valcarce.
Aufgrund des günstigen Klimas gibt es hier viel Sonne aber auch genügend Regen. Kalte Winde werden von der Bergkette ferngehalten. Somit ist es ein idealer Ort für Obst-, Gemüse- und Weinanbau.




























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