Dienstag, 30. Mai 2023

Camino Francés – Etappe 23 Rabanal del Camino – Ponferrada, 33 km


Um 20:30 Uhr lagen bei mir im „Rentnerzimmer“ alle in ihren Kojen, keine Schnarcher, yesss! …dafür ab Mitternacht alle „läufig“; der Ansturm auf die einzige Toilette im Zimmer direkt neben meinem Bett ist eröffnet. Bingo.


Der Vorteil ist: man braucht keinen Wecker, wenn man früh los möchte - um 5:30 Uhr verlasse ich die Herberge. 


Ich gehe mit leichtem Gepäck und lasse meinen Rucksack transportieren. 33km stehen auf dem Plan. 500m hoch, 1.100m runter. Möge der Grieche gnädig mit mir sein.


Von Rabanal del Camino (1.156m) steigt der Jakobsweg über Foncebadón, einem sehr kleinen Ort, dessen Einwohnerzahl in den 1980er Jahren sogar auf null stand, auf den mit 1.517m höchsten Punkt der gesamten Strecke des Jakobswegs.

 

Im Dunkeln treffe ich Asan aus Israel auf dem Weg, der seinen achten Jakobsweg geht. Das Angebot zusammen weiterzugehen, lehne ich dankend ab und lasse ihn hinter mir.


Ich bin 1 Stunde unterwegs. Die Sonne geht auf, mir ist warm, links und rechts des Trampelpfads steigt angenehme Kühle auf.


Foncebadón war schon sehr lange aufgrund seiner Lage direkt vor dem Übergang über den Monte Irago und dem Puerto de Foncebadón von großer Bedeutung für den Jakobsweg. Hier gibt es zahlreiche mittelalterliche Hospize und die Kirche der heiligen Maria Magdalena. Grund für den plötzlichen Wandel in eine Geisterstadt war die Landflucht Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts.

 

Leser des Buches „Auf dem Jakobsweg“ von Paulo Coelho kennen diesen Ort vielleicht aus dessen Roman: vor der Kulisse Foncebadóns findet der Kampf des Ich-Erzählers mit einem schwarzen Hund statt, der das Böse symbolisiert. Dank des Jakobswegs ist der Ort allerdings nicht ganz ausgestorben, so bevölkern Pilger, die in der Herberge unterkommen können diese einstige Geisterstadt.

 

Die Ruinen der Salvador-Kirche kann man dann beim Verlassen des Ortes in Richtung Cruz de Ferrobetrachten, bevor man das auf einem Baumstamm montierte Eisenkreuz erreicht.

 

Das Cruz de Ferro ist einer der schlichtesten aber eindrucksvollsten Orte am Jakobsweg. Über einem gewaltigen Steinhaufen erhebt sich ein 5m hoher Eichenstamm, der an seiner Spitze das Eisenkreuz trägt (das Original befindet seit 1976 im Museo de los Caminos in Astorga). Das Kreuz steht auf dem höchsten Punkt des spanischen Jakobswegs am Monte Irago. Nirgendwo anders ist man den Himmel auf dem Camino Frances so nah, wie hier. Der Steinhaufen, in dem das Kreuz steht, wird von Pilgern stetig vergrößert. Über die Herkunft dieses Brauchs gibt es mehrere Geschichten…

 

Ein Brauch hat sich jedoch bis heute unter den Pilgern gehalten: Das Ablegen eines mitgebrachten Steins symbolisiert die Sünden/Sorgen, die man hinter sich lässt. Einige Pilger hinterlassen gar persönliche Gegenstände und Briefe an der Stelle.

 

Dieser Ort ist magisch. Menschen kommen und gehen. Manche sind traurig, manche lachen ausgelassen, manche lächeln, machen Fotos. Einige gucken sich die Steine und das Kreuz an. Manche setzen sich einfach nur still hin und schließen die Augen, bei anderen fließen die Tränen. All diese Energien der hinterlassen Emotionen vieler hunderttausend Menschen schwingen an diesem Ort. Man kann die Kraft dieses Ortes spüren.


Eine halbe Stunde oder mehr sitze ich hier und schaue dem Kommen und Gehen zu. 

Das Cruz de Ferro, eins meiner persönlichen größten Highlights des Francés.


Hat man sich um seine „Laster“ entledigt, geht es nach Manjarin weiter. Auch dieser Ort ist sehr klein und fast verlassen, zumindest ist es eine sehr verfallene Ortschaft. Aber auch schon in der Vergangenheit hat es nie mehr als eine Handvoll Einwohner gegeben. Der Ort, der 1180 erstmals erwähnt wurde, zählte schon 1561 nur vier Haushalte. Einzige heutige Bewohner sind wohl die Betreiber der in den 1990er Jahren gebauten Pilgerherberge, die mit einer Fahne der Tempelritter beflaggt ist.

 

Ein schönerer Ort ist El Acebo, typisch für die Bergdörfer im oberen Bierzo. Hier gibt es sogar Ferienwohnungen und eine Gaststätte, sowie einen kleinen Laden. Berüchtigt ist die Herberge für ihren schlechten Service, bietet dafür aber sehr gutes Essen. Ein Denkmal am Ortsausgang erinnert an den Unfalltod eines deutschen Fahrradpilgers von 1987. Die steile, kurvenreiche Abfahrt sollte also vorsichtig befahren werden.

 

In Compludo gibt es eine traditionell wasserbetriebene mittelalterliche Schmiede und im nächsten Ort Riego de Ambros gibt es seit 1990 ein modernes Pilgerhospiz und eine kleine Kirche.

 

Darauf folgt die Gemeinde Molinaseca, durch die der Río Meruelo fließt. Hier soll es in der Römerzeit ein Rasthaus und eine Pferdewechselstelle gegeben haben, die romanische Brücke über den Meruelo deutet auf die Vergangenheit hin.


Nach den letzten anstrengenden 7 km, die auf und neben der Landstraße entlanggehen, ist das Etappenziel in Ponferrada erreicht, einer wieder größeren Stadt (ca. 66.000 Einwohner).

 

Als wichtigste Sehenswürdigkeit gilt die Templerburg von Ponferrada aus dem 12. Jahrhundert, die aber im Laufe der Jahre stetig umgebaut wurde. Des Weiteren lohnen sich die im Renaissance-Stil erbaute Basílica de la Encina (1614), der Torre del reloj mit Stadttor, ein Barockgebäude des Kirchenrats, die Kirche Santiago de Peñalba aus dem elften Jahrhundert, Santo Tomas de las Ollas aus dem zehnten Jahrhundert und die romanische Kirche Santa María de Vizbayo in Otero aus dem 11. Jahrhundert und das UNESCO Weltkulturerbe „Las Médulas“, das sich ganz in der Nähe befindet.

 

Im Hostel lerne ich Dina aus Braunschweig kennen. Wir teilen uns Waschmaschine & Trockner. Nach dem Einkaufen fürs Abendessen besichtigen wir für 4€ die Templerburg. 



























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