Samstag, 27. Mai 2023

Camino Francés – Etappe 20 León – San Martín del Camino, 27 km


Nachdem León gestern bei mir noch die Kurve gekriegt hat, mit einem leckeren Frozen Joghurt und einer atemraubenden Kathedrale, die aus dem Nichts erschien und dann ordentlich präsent und pompös dastand, verlasse ich mit tollen Erinnerungen diesen Ort. 


Pünktlich um 6:00 Uhr schließe ich die Tür der Herberge hinter mir. León ist groß und mit weniger als mittelmäßigem Orientiertierungssinn eher die Durchquerung eines Maislabyrinths. Aber dank Komoot und einem freundlichen Autofahrer, der direkt neben mir in der Fußgängerzone hält, mich aber sowas von anhupt, um mir zu sagen, dass ich nicht mehr auf dem richtigen Weg bin & wo es langgeht, ist alles in bester Ordnung. Adrenalin auf Knopfdruck - no coffee needed und dank Michele habe ich sogar eine Frühstücksbanane im Rucksack…


Michele hat Wadenprobleme und im Tausch gegen eine Banane habe ich ihm gestern meine Mini-Black-Roll überlassen. Wieder ein Teil weniger, um das ich mich kümmern muss und die Banane kann ich immerhin essen ;)


Nach 6km León, Cola Coa und Zumo Naranja naturale geht’s langsam aus der Stadt heraus. Immer an der Straße vorbei. Den Absprung zur 4km längeren, entspannten, alternativen Route habe ich natürlich verpasst.. Nun auch egal. 


Der Flughafen von Léon liegt in dem Ort Virgen del Camino, der ersten Station auf dieser Etappe. Mit knapp viertausend Einwohnern zählt er zu den größten in der Region.

 

Im Zentrum Virgen del Caminos befindet sich eine Wallfahrtskapelle, deren Errichtung eine Marienerscheinung zur Ursache hatte. Maria selbst habe einen Hirten beauftragt, auf einem Feld eine Kapelle für sie zu errichten. Die kleine Kirche wurde so im sechzehnten Jahrhundert erbaut und Anfang des Zwanzigsten zugunsten eines Neubaus abgebrochen. Letzterer ist einen Besuch wert, zumal er aufgrund seiner modernen, unkonventionellen Bauart ständig Mittelpunkt von Diskussionen ist.

 

Der nächste Ort dieser Etappe ist Valverde de la Virgen. Früher hieß er Valverde del Camino, mit direktem Bezug auf den Jakobsweg. Die Kirche Iglesia de la Santa Engracia ist die einzige nennenswerte Sehenswürdigkeit bevor es weiter geht nach San Miguel del Camino.

 

In San Miguel del Camino gab es bereits im zwölften Jahrhundert eine Pilgerherberge, sowie ein Abbild des Apostels Jakobus, das heute allerdings in Léon ausgestellt ist. Der Ortsname und die Jakobus-Figur zeugen von der engen Verflechtung mit dem Jakobsweg.

 

Golffreunde werden sich vielleicht für den örtlichen Golfplatz interessieren, auf dem 1999 die spanischen Golfmeisterschaften ausgetragen wurden und der 2004 Austragungsort der Peugeot Tour de España war.

 

Die nächste Station lautet Villadangos del Páramo, das im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Schauplatz von Schlachten war. So wurde der Ort einst von den Römern unblutig erobert, war 1111 Schauplatz einer Schlacht zwischen Galiziern und Alfons I. von Aragón.

 

Bemerkenswert ist die ungewöhnliche Stadtentwicklung im letzten Jahrhundert. Nachdem Celadilla del Páramo und Fojedo del Páramo eingemeindet wurden, erhöhte sich die Einwohnerzahl auf über 1000. Als aber auch die in den 1970er Jahren gebaute Feriensiedlung ihren Zweck verfehlte und nun ganzjährig genutzt wird, kommt es im Sommer zu einer Verdoppelung der Einwohnerzahlen. Eine weitere aktuell geplante Bauphase wird den Ort nochmals vergrößern. Arbeitsplätze werden durch neue Gewerbegebiete mit produzierenden Unternehmen geschaffen.

 

Für Kirchenfreunde lohnt sich ein Blick in die Jakobskirche, in der Darstellungen des Apostels Jakobus als Maurentöter zu sehen sind. Auf den Portalen kann man Bilder der Schlacht von Clavijo betrachten.

 

Mich catcht der Weg heute gar nicht. Autobahn. Unschöne Seiten der Orte, die ich durchquere, Straßen, Asphalt, Hitze. 


Unterwegs treffe ich auf Michele, Nicola aus Rom, der bei der ersten Übernachtung in St.-Jean-Pied-de-Port auch in der Gite de la Porte Saint Jaques war und auf Paola aus Italien, die gerade ihren Job gekündigt hat und nun erstmal pilgern geht. Wir sind schnell und hängen Michele ab. Das Tempo gefällt mir und die Gespräche sind wegen der Sprachbarriere kurzweilig, aber lustig. Nicola hat seinen Wanderstöcken und seinem Rucksack Namen gegeben. Ich verstehe kein Wort, finde es aber irre lustig, weil auch ich meinem Rucksack einen Namen geben wollte. „Agathe“ erzähle ich ihm habe ich überlegt ihn zu taufen, weil er so schwer und hart ist, wie der Name für mich daherkommt. Er schüttet sich aus vor Lachen, er kann es nicht mal im Ansatz nachsprechen. Wir lachen uns kaputt. 


Unterm Strich kommen „wir Deutschen“ nach bald drei Wochen Erfahrungswerten schon allein wegen unserer Sprache sehr hart rüber :/


Das heutige Etappenziel ist San Martín del Camino, ein kleiner Ort mit der Kirche de San Martín. Hier kann man die Figuren einiger Heiliger sowie die des Sankt Martins betrachten, er ist Kirchenpatron der Armen und auch der Schutzheilige der „Reisenden und Pilger“.


Ich habe eine saubere, schöne und helle Herberge „erwischt“. Dank der einen Koreanerin in meinem Zimmer weiß ich jetzt schon, dass ich morgen früh starten werde. Das ist gut so. Ich freue mich auf Astorga!

















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