Heute steht eines meiner großen Highlights auf dem Plan: der Alto del Perdón. Lächerliche 420m hoch und 540m runter ;)
In den letzten zwei Tagen hatte ich weniger Glück mit den Menschen in meinem Schlafsaal. Die Koreaner sind ja sehr freundlich, aber spätestens um 4:30 Uhr gehen deren Wecker und sie beginnen wie fleißige Ameisen mit ihren Stirnlampen hin- und herzulaufen, Hab und Gut zusammenzusuchen, nebenbei alle zu „blitzdingsen“, um sich dann mit dem Sonnenaufgang auf den Weg zu machen. Unglaublich freundlich, aber unumgänglich, dass für alle die Nacht beendet ist.
Mit der Gewissheit, ich habe heute Abend ein Bett, bin ich heute den ersten Tag ganz entspannt und bleibe bis 6:30 Uhr in meiner Koje. Heute geht’s für mich erst spät los. Kein Überholen und überholt werden, keine Teenager-Schulklassen mit dröhnenden JBL-Boxen… so der Plan…
Also gibt’s heute gaaanz entspannt in einer Bar ein leckeres Frühstück bestehend aus Café Cortado, einem frischen, selbstgemachten Croissant und Saft.
Im Nachgang deutlich zu spät starten wir dann und kommen anfangs irgendwie nicht in den flow. Schon beim Anziehen meiner Schuhe grüßen die Griechen: Achilles im Doppelpack - naja, getaped und erstmal los… nach einem Kilometer ist klar: wenn ich so weitergehe, bekomme ich spätestens morgen richtige Probleme. Umgeswitched auf Flip-Flops - mega!
Von Pamplona aus führt der Jakobsweg durch das kleine Dorf Cizur Menor, wo früher ein Johanniterkloster stand, von dem jedoch nur die romanische Kirche San Miguel Arcangel erhalten blieb.
Der erste „Engel“ kreuzt unseren Weg: ein Mann spricht uns an und gibt uns Tipps, wo am besten wir unser Wasser auffüllen können und gibt uns eine Telefonnummer für den Pilgernotruf an die Hand. „Wo auch immer ihr Pilger Hilfe braucht, kommen sie hin, holen euch ab und bringen euch zum Hospital“. Beruhigend. Warum steht das in keinem Pilgerführer?!
Ab Cizur Menor hält sich der Weg anfangs noch flach in der Ebene, ehe er langsam als Feldweg ansteigt, dann mehrere Kilometer stetig auf Schotterpisten bergauf geht. Der Weg führt hinauf zum Bergzug Alto del Perdón (Berg der Läuterung) auf eine Höhe von 770m. Schon von Weitem ist der Windpark mit 40 gigantischen Windrädern auf dem Bergkamm zu sehen. Schon vor vielen Jahrhunderten war dies ein heiliger Platz. Hier oben war ein Ort der Marienverehrung und zwei Einsiedeleien. Heute erinnert ein Gedenkstein an die Kapelle und das Pilgerhospital. Daneben wurde ein langer, eindrucksvoller, metallischer Pilgerkarawanenzug mit Menschen und Tieren errichtet, auf dem geschrieben steht: „Donde se cruza el camino del viento con el de las estrellas“ (Wo der Weg des Windes mit dem Weg der Sterne zusammentrifft).
Kurz unterhalb des Passes entspringt eine Quelle und es gibt einen Pilgerbrunnen.
Die Überlieferung berichtet, der Teufel habe von ihr einigen Pilgern zu trinken angeboten, so sie Gott abschworen. Die braven Pilger lehnten ab und bekamen später vom heiligen Jakobus persönlich Wasser gereicht.
In Muruzábal fürt der Jakobsweg durch prächtige Mohnfelder, die in den Startlöchern stehen, ins Dorf hinein und an zwei gut erhaltenen Palästen vorbei. Im Ort selbst steht eine Schnitzfigur des heiligen Jakobs.
Für uns ist hier der Weg zu Ende. Julia hat kein Bett, dafür Knöchelprobleme. Wir entscheiden in die nächste Bar zu gehen, zu essen und uns ein Taxi für die letzten 6km rufen zu lassen. Auch mir werden es die Griechen danken.
Die Taxista ist unglaublich toll. „Engel“ Nummer zwei. Sie hört, dass Julia kein Bett hat… und nachdem sie mit Kopfschütteln fertig ist und uns erklärt, dass unser Ziel „completo“ ist, zückt sie ihr movil und tätigt diverse Anrufe. Nachdem sie ein Bett gefunden hat, erzähle ich ihr, dass ich der Griechen wegen in Flip-Flops über den Berg bin und sie wieder mit Kopfschütteln fertig ist - vermutlich eine gerne ausgeübte Tätigkeit ihrerseits ;) - fährt sie uns mitten in die Altstadt von Puente la Reina vor einen kleinen, tollen Trekkingladen. Shopping-Queen-mäßig hüpfen wir aus dem Taxi und steigen 5 Minuten später mit den besten Tevas ever wieder ein.
Welch ein aufregender Tag :)





















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