Die erste Etappe des berühmtesteten Pilgerweges der Welt, des Camino Francés, startet im französischen Ort St-Jean-Pied-de-Port, ist hart und spektakulär wie keine andere und führt knapp 25 km über den Grat der Pyrenäen nach Spanien bis nach Roncesvalles (und für mich wegen Bettenknappheit weiter nach Burguete).
Der Ort St-Jean-Pied-de-Port umfasst knapp 1.500 Einwohner und liegt im französischen Baskenland. Sein Name bedeutet “Heiliger Johann am Fuße des Passes”. Die Kleinstadt am Fuße dieses Passes ist die letzte Station der drei durch Frankreich verlaufenden Pilgerwege, bevor es nach Spanien geht.
Über 10% aller Pilger beginnen genau hier ihren 800 km langen Weg nach Santiago de Compostela.
Nach regionalem Frühstück und einer wundervollen, berührenden Zeremonie der Hospitaleros in der vermutlich nicht zu übertreffenden und liebevollsten Herberge ging es los: über die Pyrenäen auf den Spuren Napoleons.
Auf der Hauptroute, die als Route Napoleon bekannt ist, führt der Weg gleich recht steil und gleichmäßig hinauf zum Ibañeta-Pass (Puerto de Ibañeta oder auch Col de Roncevaux), den im Jahre 778 schon Karl der Große bei seinem Spanien-Feldzug passierte.
Auf den ersten 3km durch Klamottentüddelei ging direkt zu Beginn des Weges mein Haarband verloren (na prima, geht ja gut los). Weiter, immer weiter hinauf bis bei km7 etwa Orisson erreicht ist. Ein Refugio mit einer unglaublich tollen Terrasse bei atemberaubenden Panorama. Es gibt viele freie Plätze; ich möchte gerne direkt am Rand sitzen und so spreche ich eine Frau auf englisch an, ob ich mich dazu setzen dürfte. Und da guckt mich tatsächlich Julia aus Hamburg an und wir fallen uns vor Wiedersehensfreude gleich in die Arme. Verrückt. Ich berichte ihr von dem Verlust meines Haarbands und sofort zückt sie ihre Tasche und schenkt mir ihr Ersatzhaarband. Danke, Camino! Klar, dass wir ab hier zusammen weiter bis nach Roncesvalles gehen. An der Quelle wollen wir noch schnell unsere Wasserflachen auffüllen, bevor es weiter geht. Und völlig verrückt sitzen die Jungs aus Flensburg direkt am Tisch daneben. Unglaublich.
Julia und ich starten. Irgendwann holen die Jungs uns ein und wir bleiben eine Weile zusammen bis sie sich absetzen und dann verschwunden sind.
Durch einen faszinierenden Buchenwald fällt der Weg nach Roncesvalles ab.
Nicht weniger als 1.258 Meter positive Steigung und 485 Meter negative Steigung hat diese Etappe im Gepäck.
Der Pass ist der kühlste Ort des gesamten Pilgerwegs nach Santiago und in den Wintermonaten gesperrt, da es dann nicht ungefährlich ist (im Winter und bei schlechtem Wetter bietet der Weg über Valcarlos entlang der Straßenverbindung eine sicherere Alternative).
Heute hatten wir bestes Wetter 18° und jeder hat einen Sonnenbrand als Souvenir von den Pyrenäen bekommen.
In Roncesvalles (baskisch Orrega, französisch Roncevaux, deutsch Tal der Dornensträucher) am Fuß des Ibañeta-Passes endet die erste Tagesetappe für Julia. Der Ort mit 30 Einwohnern liegt südlich des Passes auf 962m Höhe in der Autonomen Gemeinschaft Navarra und markiert eine wichtige Station für Pilger. Nun heißt nicht mehr „Bon Chemin“, sondern „Buen Camino“.
Im Augustinerkloster hole ich mir einen Stempel ab und mache mich auf die letzen 4km zu meiner Herberge in Burguete.
Duschen, Wäsche waschen, das erste Pilgermenü verspeisen.
Mit Schlafen sollte es heute nichts werden, da in unserem 8-Bett-Zimmer 3 starke Schnarcher mehrere Hektar Wald umgenietet haben.


















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