Mittwoch, 8. Mai 2024

Camino Francés – Etappe 2 Burguete – Zubiri, 19 km

Nach einer desaströsen Nacht mit gefühlt allen Schnarchern des Jakobswegs in meinem Zimmer habe ich um 5:00 Uhr das Revier geräumt. Katzenwäsche, minimalistisches Frühstück und um 7:00 Uhr bei frischen 10° los.

Die kantigen Berge der navarresischen Pyrenäen, zwischen Almwiesen und feuchten Buchen-, Eichen- und Kiefernwäldern, bilden die herrliche Kulisse für die heutige Etappe. Es ist eine typische Mittelgebirgsroute mit Trails, Schotterpisten und steinigen Abschnitten, aber ohne gefährliche Abhänge. Obwohl es im Grunde bergab geht, geht es an manchen Stellen auch mal wieder hoch.

 

Der Weg startet im von Ernest Hemmingway in seinem Roman Fiesta erwähnte Dörfchen Burguete, weiter nach Espinal, Bizkarreta-Gerendiain, Lintzoain und hinauf zum 801 Meter hohen Erro-Pass, auf dem die etwa zwei Meter große Steinplatte die Schrittlänge des Helden Roland vermessen haben soll.

 

Die zweite Etappe des Camino Francés endet im kleinen Dorf Zubiri, dessen Name baskisch ist und “Dorf an der Brücke” bedeutet.

Diese Brücke muss überquert werden, um nach Zubiri zu gelangen. Sie besteht aus zwei gotischen Bögen und heißt Puente de la Rabia, Brücke der Tollwut.

Man muss nach altem Glauben sein Vieh drei Mal um den mittleren Pfeiler herumtreiben, um es von der Tollwut zu befreien. Der Grund für diese Heilkraft soll in den Reliquien liegen, die im Mittelpfeiler verbaut sind.

Heute sind wir ohne Reservierung losgegangen. Gus aus Valencia, ist nach mir gestartet, aber nach 5km in einem Wahnsinnstempo an mir vorbeigeeilt. 7km vor Zubiri hat mich Carlos, der Baske, eingeholt. Carlos hat mein Tempo. Zusammen laufen wir nach Zubiri und treffen dort Gus, der schon ausgekundschaftet hat, dass & wo es hier noch Betten gibt. Die Albergue Municipal öffnet erst um 13:00 Uhr und es ist genug Zeit für Tortillas und Cerveca.




















Samstag, 17. Juni 2023

Camiño Fisterra-Muxía - Etappe 4: Cee - Fisterra / 16km



…wie das so ist, wenn man am Ende der Welt kein Netz hat, die Zeit mit gehen, schlafen, Wäsche waschen & essen verbringt und die vielen Kilometer sich in den Knochen und im Geist breit machen, kommt man irgendwann nicht mehr hinterher. 


Auch das ist der Camino: bewusst die Entscheidung zu treffen, dass man „fertig“ hat:

  • Fertig mit gehen
  • Fertig, Pfeile und Muscheln zu suchen
  • Fertig jeden Tag in einem anderen Bett aufzuwachen neben immer wieder anderen Menschen 
  • Fertig mit Gemeinschaftsduschen und -toiletten 
  • Fertig, Tag für Tag den Rucksack zu packen und sein vorübergehendes Zuhause auf dem Rücken berghoch und bergherunter zu tragen 
  • Fertig, mehrmals täglich nach WIFI-Schlüsseln zu fragen, um Lebenszeichen und Grüße in die Heimat zu schicken 
  • Fertig, einen „buen camino“ zu wünschen 
  • Fertig, sich mit englisch, italienisch, spanisch und Hand & Fuß zu verständigen
  • Fertig mit Funktionskleidung
  • Fertig, mit der Hab-acht-Stellung dass man immer ausreichend Wasser dabei hat und ob auf der Toilette auch tatsächlich Toilettenpapier vorhanden ist 
  • Fertig mit Höhenmetern
  • Fertig mit trockenem Baguette 


Ich habe unglaublich viele tolle Begegnungen gehabt, großartige Menschen kennenlernen und für eine Weile begleiten dürfen. Ich habe gut gegessen, den leckersten Wein in der Rioja genossen und vermutlich bin ich sogar durch die Weinberge dieser Reben gepilgert.

Ich habe die Freundlichkeit der Spanier und die Magie des Weges erleben dürfen. Die atemraubendsten Orte habe ich gesehen; dem Griechen Achilles, Fieber & Schüttelfrost die Stirn geboten.


In Santa Mariña habe ich das Gefühl, ich habe fertig. Ich könnte jetzt aus dem Bällebad abgeholt werden. 

Meine Beine sind schwer und ich bin nicht mehr aufnahmefähig. Fertig. Meine Seele braucht Zeit, hinterherzureisen.


Noch zwei Etappen. Und dann passiert genau das, was Andy, der Priester, mir auf dem Weg nach Las Herrerías prophezeite „you will meet new kind people“ - …und wie „kind“ die sind: ich habe unglaublich tolle, neue Menschen kennengelernt. Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort.


An einer Bar im Nirgendwo treffen wir bei bestem Wetter und Sonnenschein aufeinander. Nach wenigen Minuten haben wir alle eine Verabredung zum Abendessen. Ab hier ist klar, das bleibt so.  Wir sind dankbar, uns getroffen zu haben und niemand wird jetzt mehr alleine gehen.


Wir haben es gerockt, wir alle, gemeinsam. Fisteranas abholen. Wein besorgen für den Sundowner am Faro. Die letzten Höhenmeter. Die letzten Meter gehen als Kette, Hand in Hand zum 0km-Stein. 


Wir haben es wirklich geschafft. Irre! Fertig. Hochgerechnet liegen etwa 1.000km liegen hinter uns, von Frankreich bis ans Ende der Welt, mit allen Um- und Extrawegen, weil einem erst nach 2km auffällt, dass man die Stöcker schon wieder irgendwo hat stehen lassen.


Irre! 


Ich habe fertig! 


Danke für‘s virtuelle Mitlaufen und supporten auf allen Kanälen!


Nos vemos, hasta la próxima und ein letztes *buen camino*! 














Dienstag, 13. Juni 2023

Camiño Fisterra-Muxía - Etappe 3: Santa Mariña - Cee / 32,5km


Um 6:00 Uhr bin ich aufgestanden. Die ganze Nacht hat es durchgeregnet. 

Um 6:45 Uhr geht’s los. Noch im Nieselregen. Bergauf. Alleine. Nur eine Hand voll Pilger sind auf dem Weg. Immer weiter geht es berghoch. Ich bin mitten in den Wolken. Irre! Heute erreiche ich das Meer! 


Ich treffe auf Peter und auf Jana. Zusammen gehen wir bis nach Cee. Fast 33 km gehen wir heute. Berg hoch, Berg runter, Regen, Sonne.


Nach 8 km gibt es das erste Frühstück in einer netten kleinen Albergue: Tarta de Santiago, Café con leche, Zumo de Naranja. 


Zum Ende der Etappe hin merke ich, dass langsam die Luft raus ist. Meine Beine sind schwer und langsam habe ich fertig mit dieser Etappe, mit diesem Weg. Die letzten 5 km geht es nur noch bergab. Kniee, Hüften und die Füße melden sich. Der Rucksack schiebt von hinten, kurz vor dem Etappenziel endlich das Meer in Sicht, uns allen stecken die Kilometer sichtlich in den Knochen.


In Cee angekommen, checken wir alle fix in unseren Herbergen ein und treffen uns kurz darauf zu einem kleinen Snack und dem wohl verdienten  Finisherbier.


Am Meer setze ich mich in den Sand und beobachte das Treiben. Ich bin am Meer angekommen! Wie verrückt ist das denn?!
































Camino Francés – Etappe 2 Burguete – Zubiri, 19 km

Nach einer desaströsen Nacht mit gefühlt allen Schnarchern des Jakobswegs in meinem Zimmer habe ich um 5:00 Uhr das Revier geräumt. Katzenwä...